Aggressionen bei Kleinkindern

Aggressionen bei Kleinkindern © Antonio Gravante / AdobeStock.com

Wenn das niedliche Lockenköpfchen sich plötzlich in ein feuerspeiendes Rumpelstilzchen verwandelt oder der Kindergarten anruft, dass dein Kleiner schon wieder jemanden geschlagen hat, fragst du dich wahrscheinlich, was du nur falsch gemacht hast. Die Antwort ist einfach: Nichts. Wenn Kinder einen Wutanfall haben, ist das nichts Schlimmes und du kannst deinem Kind helfen, damit umzugehen.

Wieso tritt aggressives Verhalten bei Kindern auf?

Nach Schweizer Studien von u.a. Heidi Simoni vom Marie Meierhofer Institut für das Kind gibt es eine ganze Reihe von Gründen für die Entwicklung aggressiver Verhaltensweisen, nachzulesen übrigens im Erzieherinnen-Handbuch "Aggression bei Kindern". Wenn bereits mit 8 Monaten ein Kind wütend wird, hat das meistens mit "Besitz" zu tun. Jemand anders hat etwas, mit dem das Kind selbst spielen möchte, oder das eigene Spielzeug wurde weggenommen. Um das Gewünschte zu erhalten, wird ein Kind manchmal wütend und schlägt dann auch gelegentlich nach seinen Mitmenschen. Das ist allerdings keine echte, gegen jemand anderen gerichtete Aggression, auch wenn es im Moment so wirken mag, sondern es geht ausschliesslich um das Spielobjekt.

Bei älteren Kindern, etwa ab dem Alter von 22 Monaten, kommen neue Aspekte hinzu. Nun sind die Kämpfe um Besitz in Wirklichkeit Rangkämpfe unter Kindern, der Wunsch nach Aufmerksamkeit oder ein Zeichen von Einsamkeit oder Langeweile. Ein Wutanfall oder anderes aggressives Verhalten bei Kindern dieses Alters ist ein normales Element der kindlichen Entwicklung.


Wie gehe ich mit dem Wutanfall um?

Natürlich sollte dennoch darauf reagiert werden, wenn ein Kind schlägt, schreit oder um sich tritt - auch wenn keine anderen Kinder betroffen sind, sondern die Eltern. Das Ziel soll dann sein, ihm zu helfen, mit den eigenen Aggressionen umzugehen. Dabei solltet ihr euch als Eltern bewusst sein, dass Aggressionen in der Gesellschaft zwar unerwünscht sind, aber auch eine wichtige Rolle in der Entwicklung deines Kindes spielen.

Aggression an sich ist ein legitimes Gefühl und es ist die Aufgabe der Eltern, ihrem Kind beizubringen, wie es mit der Wut kreativ umgehen kann, ohne anderen dabei zu schaden. Besprich mit deinem Kind, was ihm in einer solchen Situation helfen könnte, seine Aggression zu verarbeiten. Vielleicht ist das ein Kissen, in das es die ganze Wut hineinschlagen kann. Oder es hilft ihm, die Wut herauszubrüllen (z.B. im Wald, im Keller oder auch in einen Eimer hinein). Manchen Kindern hilft es auch, ihre Gefühle zu malen. Oder du kannst beispielsweise Pausen schaffen, in denen es dir und deinem Kind gelingt, sich erst mal wieder zu beruhigen. Auch Kleinkinder verstehen schon, dass man sich einfacher beruhigen kann, wenn man ein Weilchen für sich ist und seinem Ärger unbeobachtet Luft macht (z.B. durch einen kindgerechten Punching-Ball in Form des Kopfkissens) ohne jemand anderen dabei zu verletzen. Dazu sagst du z.B. klar zu deinem Kind: "Hauen ist nicht in Ordnung. Das tut weh! Das dulde ich nicht." Danach können Eltern und Kind dann in Ruhe an der Konfliktlösung arbeiten und darüber reden, was passiert ist. Oft helfen auch einfache Rollenspiele, z.B. "Ich bin jetzt Katja, deine Schwester, und habe dir dein Auto weggenommen. Was kannst du jetzt machen?"

Sei ein Vorbild für dein Kind

Manche Eltern glauben, wenn sie zurück hauen, würde das ihrem Kind zeigen, wie weh das tut. Dies zeigt aber die falsche Art, mit Aggressionen umzugehen. Gewalt ist immer der falsche Weg! Zeige deinem Kind besser, dass es immer zu dir kommen kann, wenn es traurig oder wütend ist. Nimm dir Zeit und höre deinem Kleinen aufmerksam zu. Wenn die Aggression immer wieder aus demselben Grund hochkommt, z.B. um Aufmerksamkeit zu erhalten oder aus Eifersucht zum Geschwisterkind, solltet ihr nach Möglichkeiten suchen, wie die Situation verbessert bzw. entschärft werden kann.

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