Strafen - muss das sein?

Kindererziehung: Braucht es Strafen © ic36006 - AdobeStock.com

Kinder sind neugierige Wesen mit grossem Entdeckungsdrang. Sie wollen alles ausprobieren, testen ihre Grenzen aus und möchten am liebsten ohne Vorbehalte die Welt entdecken. Dies gibt Konflikte - denn Kinder müssen lernen, sich an bestimmte Regeln zu halten. Eine konsequente Erziehung und klare Grenzen sind deshalb wichtig. Wie können Eltern ihre Kinder dazu bewegen, ohne Strafen wichtige Regeln einzuhalten?

Was Strafen in der Kindererziehung bewirken

Eine Bestrafung ist häufig die Antwort von Eltern auf ein unerwünschtes Verhalten der Kinder. Natürlich steckt dahinter die Idee, das Kind hierdurch dazu zu bewegen, in Zukunft die festgesetzten Regeln besser einzuhalten. Doch eine Strafe wird nicht selten unwirksam, denn viele Kinder entwickeln dann eine "Jetzt-erst-recht"-Mentalität. Ist das Kind ohnehin charakterlich eher aggressiv, kann diese Aggression durch Bestrafung zum einen verstärkt werden oder aber eine Einschüchterung des Kindes können die Folgen sein.

Wesentlich sinnvoller als normale Strafen sind daher eine Anwendung logischer Folgen, welche dann tatsächlich dazu führen können, dass das Kind sein Verhalten langfristig ändert.

Erziehung ohne Strafen

Kinder probieren natürlich besonders aus Neugier viele Dinge aus. Kinder wollen sich sicher, stark und geliebt fühlen. Kinder wollen dazugehören, selbstständig sein und mitmachen.

Ein Baby handelt niemals mit Vorsatz und möchte auch die Eltern nicht ärgern. Hier sollten Eltern die typischen Gefahren- und Anziehungspunkte aus der Wohnung entfernen oder sicherer machen. Ein klares und deutliches "Nein" versteht das Kind aber bereits ab einem Alter von ca. 6 Monaten.

Kleinkinder und Heranwachsende können Eltern ganz schön provozieren und das Fass zum Überlaufen bringen. Körperliche Strafen dürfen als Erziehungsmittel auch dann auf keinen Fall eingesetzt werden (leider ist bei mehr als 90 Prozent der Eltern schon einmal die Hand ausgerutscht). Es ist wesentlich sinnvoller, z.B. den verbotenen Gegenstand zeitweise ausser Reichweite zu bringen, um dem Kind zu zeigen, dass die Grenze erreicht ist.

Regeln für die Erziehung

Im Familienalltag gehören Streitereien, Uneinigkeiten und Grenzüberschreitungen dazu. Kinder lernen am besten durch Erfahrungen und Selbstverantwortung. Logische Folgen sind eine mögliche Variante, um Konflikte auf positive und ermutigende Art zu lösen:

  • Logische Konsequenzen müssen klar verständlich sein und auch vom Kind sofort verstanden werden. Dass das eigene Tun positive oder negative Konsequenzen hat, muss ein Kind aber erst lernen. Logische Konsequenzen als Erziehungsmassnahme sollten daher nur dann angewendet werden, wenn das Kind alt genug ist, also etwa 2,5 Jahre.
  • Logische Folgen stehen direkt mit dem Fehlverhalten in Zusammenhang.
  • Eine logische Konsequenz muss unmittelbar erfolgen, nachdem das unerwünschte Verhalten aufgetreten ist. 
  • Eltern sollten ihren Kindern kurz erklären, warum auf ein bestimmtes Verhalten eine Konsequenz erfolgt. Die logische Konsequenz kann angekündigt werden, ergibt sich aber manchmal auch von selbst.
  • Logische Konsequenzen haben nichts mit Macht zu tun!

Grenzen aufzeigen - so geht's:

  • Dein Kind sollte die Konsequenzen kennen, wenn es etwas tut, was es nicht darf. Hat dein Kind zum ersten Mal ein unerwünschtes Verhalten gezeigt, erkläre ihm in einfachen Worten, warum es das nicht darf.
  • Die Konsequenz, die du wählst, sollte immer auch in einem logischen Zusammenhang mit dem falschen Verhalten deines Kindes stehen. Beispiel: Dein Kind fährt mit dem Laufrad ausserhalb der vereinbarten Zone. So wäre eine denkbare Folge z.B., dass es für einige Zeit nur direkt neben dir fahren darf oder heute auf das Laufrad verzichten muss.
  • Sprich in angemessenem Ton mit deinem Kind! Schreien und anbrüllen ist respektlos und kommt auf die gleiche Weise zu den Eltern zurück...
  • Achte auf die Wortwahl. Damit dein Kind besser gehorcht, können verbale Tricks helfen! Hier gibt's Alternativen zum Wort "nein".
  • Nimm dich im Schimpfen zurück. Keiner hat es gern, wenn jemand die ganze Zeit an einem rummeckert.
  • Deine Folge auf Fehlverhalten muss angemessen sein. Überzogene Strafen können Rachegelüste schnell fördern.
  • Sei immer konsequent. Androhungen, die du ohnehin nicht einhalten kannst oder möchtest, laufen ohnehin ins Leere. Zudem führen sie dazu, dass dein Kind dich irgendwann einfach nicht mehr ernst nimmt.

Sei Vorbild deines Kindes

Dein Kind muss lernen, seine Emotionen zu kontrollieren. Sei deshalb sein Vorbild und zeige ihm, wie es seine Gefühle besser kontrollieren kann. Strafen haben langfristig gesehen nicht die erwünschte Wirkung. Denn Strafen rufen negative Gefühle wie Wut und Hass hervor und wirken entmutigend. Das Kind fühlt sich minderwertig oder hat Angst. Reagiert ein Kind frech, dann ist es in seinem Wunsch nach Respekt verletzt. Wünscht man sich von seinem Kind respektiert zu werden, dann muss man als Eltern genau den respektvollen Umgang vorleben.

Wenn dir mal etwas rausgerutscht ist, plage dich nicht mit negativen Gedanken und Vorwürfen. Gehe besser zu deinem Kind hin (natürlich erst, wenn sich alle beruhigt haben) und kläre die Situation. Entschuldige dich ehrlich. Fehler dem Kind gegenüber einzugestehen und an sich selbst zu arbeiten, ist wichtig und zeigt auch deinem Kind, dass auch Erwachsene Fehler machen!

Diese Strafen sind ein Tabu:

  • Gewalt in jeglicher Form (körperliche und verletzende Worte!)
  • Stundenlanges Ignorieren deines Kindes, Liebesentzug und Sätze wie "Ich bin jetzt sehr traurig über dich".
  • Ins Bett schicken ohne Essen. Es ist das Grundbedürfniss eines jeden Menschen, zu schlafen und sich zu ernähren. Dies sollte daher niemals missbraucht werden.
  • Hausarrest ist ebenfalls für Kinder nur dann sinnvoll, wenn das falsche Verhalten deines Kindes mit Weglaufen oder "einem zu spät nach Hause kommen" zusammenhängt.
  • Fernseh-Verbot: Für Kinder ist dies eine der härtesten Strafen. Allerdings macht dieser Entzug den Fernseher zusätzlich interessanter. Daher solltest du nur dann ein solches Verbot aussprechen, wenn das Fehlverhalten mit dem Fernsehkonsum zu tun hat.

Erziehung ist sehr individuell - jedes Kind ist verschieden. Jede Mutter und jeder Vater kennt sein Kind am besten und weiss, was das richtige für sein Kind ist. Ganz wichtig ist, dass du deinem Kind immer zeigst, dass es sich auch in weniger erfreulichen Zeiten auf dich verlassen und es mit Problemen immer zu dir kommen kann.

Strafen - muss das sein? Welche Regeln gelten bei euch? Schreibe uns im Kommentarfeld deine Erfahrungen.

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