Plötzlicher Kindstod

Plötzlicher Kindstod: Vorbeugemassnahmen © Africa Studio - AdobeStock.com

Bis heute ist es ungeklärt, warum immer wieder - scheinbar gesunde Babys - am plötzlichen Kindstod sterben müssen. Fest steht, dass das Sudden Infant Death Syndrom (SIDS) kein eigentliches Syndrom bzw. kein eigentliches Krankheitsbild ist. Es beschreibt lediglich eine Gruppe ungeklärter Todesfälle im Säuglingsalter. Welche vermuteten Ursachen können verantwortlich sein für den plötzlichen Kindstod?

Vermutete Ursachen

Beim plötzlichen Kindstod – auch als "Leiser Tod" bezeichnet - hört ein Baby oder Kleinkind unbemerkt auf zu atmen, ohne Anzeichen von Todeskampf, Husten, Schreien oder Weinen. Mittlerweile gibt es Theorien über zusammenwirkende Faktoren, welche ein gewisses Risiko, den plötzlichen Kindstod zu erleiden, begünstigen:

1. Genetische Belastung - wie beispielsweise das gehäufte familiäre Auftreten, oder das betroffen sein von Geschwisterkindern

2. Von aussen kommende Faktoren - wie beispielsweise Überwärmung

3. Kritische Entwicklungsphasen, Infekte, überstandene anscheinend lebensbedrohliche Ereignisse, Frühgeburten vor der 33. Schwangerschaftswoche

4. Eine australische Studie hat einen weiteren möglichen Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod gefunden: Ein Mangel des Enzyms Butyrylcholinesterase (BChE), welches mithilft, im Körper lebenswichtige Kreislauffunktionen zu regulieren. Die Werte dieses Enzyms waren bei den an der Studie beteiligten, plötzlich verstorbenen Kindern geringer als bei gesunden Kindern. Ob wirklich ein Zusammenhang zwischen dem Enzym-Mangel und dem plötzlichen Kindstod besteht, wurde aber noch nicht erforscht.


Oftmals ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren zu vermuten. Ganz oben stehen durch das Zentralnervensystem ausgelöste generalisierte Atemstörungen. Neben Zwillingskindern scheinen Jungen mehr betroffen zu sein als Mädchen.

In welchem Alter sind Babys besonders gefährdet?

Die Unglücke ereignen sich in der Regel im Zeitraum zwischen dem ersten Lebensmonat und dem ersten Lebensjahr. Wobei das Risiko um den zweiten bis vierten Lebensmonat herum besonders hoch zu sein scheint. Auch sollen sich die meisten Fälle in den Wintermonaten ereignen.


Was kannst du zur Vorbeugung tun?

1. Das Baby in Rückenlage zum Schlafen legen
Zum Schlafen solltest du dein Baby auf einer festen Matratze auf den Rücken legen, ohne Felle, Kissen, Plüschtiere, oder ähnliches. Damit es durch die Rückenlage nicht zu Verformungen des noch weichen Hinterkopfes kommt, sollte das Baby in Rückenlage wechselweise nach rechts und nach links schauen. Im Wachzustand solltest du es mehrmals täglich auf den Bauch legen.

2. Erstickung verhindern
Kinder unter zwei Jahren benötigen einen Babyschlafsack, auf eine Decke sollte besser verzichtet werden. Kissen, Kuscheltiere und schwere Decken gehören nicht ins Babybett. Eine Faustformel für die richtige Grössenauswahl des Schlafsackes lautet: 10 cm Platz zu allen Seiten. Der sicherste Schlafplatz ist das eigene Bettchen im Elternschlafzimmer.

3. Überwärmung vermeiden
Babys können ihre Körpertemperatur noch nicht so gut regulieren. Fieber oder zu dicke Kleidung kann zu Temperaturstau führen. Daher sollte dein Baby im Bettchen leicht gekleidet sein und kein Mützchen tragen, da über den Kopf ein wichtiger Temperaturausgleich stattfindet. Die ideale Raumtemperatur im Schlafzimmer beträgt 16 und 19 Grad Celsius. Das Bettchen darf nicht in der prallen Sonne oder neben der Heizung platziert sein. Auf wärmedämmende Unterlagen, wie Schaffelle oder Wärmeflaschen solltest du unbedingt verzichten. Die Wohlfühltemperatur deines Babys kannst du am Nacken fühlen (nicht an den Händchen). Der Nacken sollte angenehm warm und nicht feucht sein. Kühle Ärmchen oder Beinchen sind im Schlaf normal. Eine atmungsaktive Matratze unterstützt den gesunden Schlaf.

4. Rauchfreie Umgebung
Die Umgebung von Kindern sowie deren Schlafplatz sollte rauchfrei sein. Kinder aus Raucherhaushalten sind im Allgemeinen Infekt anfälliger.

5. Wenn möglich stillen

6. Nuggi anbieten
Sobald das Stillen gut eingespielt ist, kannst du deinem Baby einen Nuggi zum Einschlafen anbieten


Checkliste – die wichtigsten Tipps auf einen Blick

- angenehme Raumtemperatur schaffen (16 - 19 Grad)
- bei Wärme oder Fieber Kleidung aus (oft reichen Windel und Hemdchen)
- feste atmungsaktive Matratze im eigenen Bettchen
- regelmässig lüften (trockene Luft vermeiden)
- keine Kissen, keine Nuschelis oder Tücher ins Bett legen
- der Jahreszeit und Raumtemperatur angepassten Babyschlafsack verwenden
- nicht rauchen
- das Baby in Rückenlage legen (Bauchlage auf den Wachzustand am Tag verschieben)
- wenn möglich Stillen
- keine Kopfbedeckung im Bett
- Temperatur am Nacken erfühlen

Gilt dein Baby als besonders gefährdet, gibt es mit Hilfe des Kinderarztes die Möglichkeit das Baby per Monitoring zu überwachen. Auch Babyphones mit speziellen Sensormatten alarmieren im Falle einer zu langen Atempause. Solltest du dir unsicher sein, sprich auf jeden Fall mit deinem Kinderarzt darüber.

 

Hilfe für betroffene Eltern

Ein Kind zu verlieren ist das wohl schwerste Ereignis im Leben. Kinderärzte und Ärzte sowie andere Fachpersonen im Kinderspital sind hier oft wichtige Gesprächspartner und Vermittler weiterer Hilfen. In der Schweiz gibt es zusätzlich die Elternvereinigung SIDS, den Verein Regenbogen Schweiz und den Verein kindsverlust.ch. Betroffene Eltern finden dort in ihrer Trauer Unterstützung. Es werden Kontakte zu Selbsthilfegruppen ermöglicht sowie eine Plattform des Austausches. Weiter sind aktuelle Adressen, Kontaktmöglichkeiten, Bücherlisten, Infos von Ärzten und weiteres Material erhältlich.

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